Ausprobiert – als freiwilliger Helfer beim Ironman Hamburg

Es war die sportliche Ankündigung 2016: Hamburg bekommt 2017 mit dem Ironman die Langdistanz des Triathlons an die Elbe. In Hamburg brach ein wahrer Hype auf die Startplätze aus und auch ich wollte irgendwie dabei sein. Ein Kumpel erzählte mir von dem Volunteer-Programm und ich fand es so spannend, dass ich mich gleich dazu anmeldete.

Mein Job: Finish Line Catcher

Viele Veranstaltungen setzen auf Volunteers und so waren auch beim Ironman knapp 2.000 freiwillige Helfer im Einsatz. Von Freitag bis Sonntag konnte man verschiedene Schichten, aber auch verschiedene Jobs wie Streckenposten, Betreuung von Verpflegungsständen, Medaillenumhängen etc. auswählen.

Man glaubt gar nicht, wie viele Positionen bei so einer Veranstaltung besetzt werden. Ich wollte hautnah dabei sein und bewarb mich als Finish Line Catcher. So wirklich wusste ich nicht, was sich dahinter verbirgt. Mehr Informationen gab es erst mit der Bestätigung, dass ich dabei bin und so wurde meine Tätigkeit wie folgt beschrieben:

  • Du stehst direkt im Ziel, bekommst die emotionalsten Momente des Tages hautnah mit und bist der erste Kontakt des Athleten nach dem Rennen
  • Du begleitest Athleten in den Athletes Garden (Nachzielbereich) und erklärst die Abläufe dort (Duschen, Massage, Finisher-Shirts, Beutelausgabe, Essen & Trinken)
  • Je nach Wetterlage versorgst Du die Athleten evtl. mit Rettungsdecken
  • Du stellst sicher, dass keine medizinischen Probleme entstehen (ggfs. Übergabe an Sanitäter)
  • Bei Bedarf Begleitung des Athleten zur Beutelausgabe/Sanitätszelt
  • Wegbeschreibung zur Rad-Ausgabe, Shuttles, Hotel, Meeting Point
  • Unterstützung bei der Suche von Angehörigen (Infos gibt es am Info Point)

Es klang spannend, und so war die Vorfreude auf den 13. August 2017 umso größer.

Kurze Einweisung in unsere Aufgabe

Endlich war der Tag gekommen und morgens um 6:40 Uhr fiel der Startschuss zum Ironman in Hamburg. Meine Schicht war von 14 bis 20 Uhr und somit konnte ich selbst erstmal ein wenig die Atmosphäre am Streckenrand genießen. Pünktlich um 14 Uhr fand ich mich im sogenannten Athletes Garden ein.

Der Athletes Garden war der Treffpunkt nach dem Zieleinlauf mit Verpflegung, Duschen, Massage etc. Hier erhielt ich mein Helfershirt und war glücklich, als ich ein paar bekannte Gesichter – Bianca, Dethlef, Elke, Judith und Ricarda – erspähte. Die Gruppe der Finisher Line Catcher war ziemlich groß und so bekamen wir, nachdem das Organisatorische erledigt war, zusammen eine Einweisung in unsere Aufgabe.

Wie im Tätigkeitsprofil beschrieben, würden wir im Ziel direkt einem Athleten zugewiesen werden. Wir sollten diesen dann mit Wasser versorgen und uns nach seinem Gesundheitszustand erkundigen. Entweder würden wir ihn direkt zu den Sanitätern bringen oder in den Athletes Garden, der etwa 500 m entfernt war, begleiten. Dann würde die Prozedur wieder von vorne beginnen.

Nun wird es ernst

Nach der Einweisung ging es direkt in den Zielbereich. Wir standen unmittelbar hinter der Ziellinie und für mich gab es erstmal einen anderen Job, da die Wasserversorgung (alles andere gab es erst im Athletes Garden) noch aufgebaut werden musste. Im Wesentlichen haben wir Wasser in Pappbecher gefüllt.

Es war eigentlich eine einfache Aufgabe, dennoch war es ziemlich anstrengend. Wir waren permanent dabei, die Becher aufzufüllen. Mir war nie bewusst, wie viele Becher hier über den Tisch gehen, bei gerade mal 2.500 Teilnehmern. Ich sah es eher als Challenge an: Als sei es ein Wettkampf, habe ich immer versucht, dass mein Tisch voller Becher ist. 🙂

Einige Athleten haben uns das Wasser förmlich aus der Hand gerissen, andere bei dem Wort Wasser nur das Gesicht verzogen. Irgendetwas mit Geschmack wäre ihnen lieber gewesen. Verständlich nach so vielen Stunden Sport, wo die Ernährung wohl zum größten Teil nur aus Gelen und Iso-Getränken bestand. Eins vereinte aber alle Athleten: Sie strahlten Glück über ihren Finish, aber auch Dankbarkeit gegenüber den Helfern aus.

Ich war zwar größtenteils mit dem Auffüllen von Wasser beschäftigt, dennoch habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Athleten auch in den Athletes Garden zu bringen. Dort durften wir uns auch an dem Buffet bedienen. Und nach 8 Stunden war dann mein erster Einsatz als Volunteer vorbei.

Und, würde ich es noch mal machen?

Definitiv ja. Es war eine tolle Erfahrung. Am Anfang konnte ich hautnah den Einlauf der Profis, sowie die Siegerehrung direkt vor meiner Nase miterleben. Es war einfach nur toll, einigen bekannten Sportlern direkt nach dem Ziel gratulieren zu können und an ihren Emotionen teilzuhaben.

Darüber hinaus konnte ich dem Sport auch mal ein wenig zurückgeben und nicht nur immer selbst die ganzen Stände plündern. 🙂

Es war ein besonderer Spirit, welcher mir sehr bewusst wurde, als ich über meinen emotionalsten Moment nachdenken sollte.

Ramona schrieb gerade einen Artikel für Larasch.de und fragte ihre Hamburger Freunde nach Input. Ich hatte viele Momente erlebt, aber nur einer blieb mir besonders in Erinnerung. Es war kurz vor 23 Uhr und die letzten Athleten waren auf dem Weg ins Ziel. Es war eine tolle Atmosphäre, Wunderkerzen wurden angezündet und der Song „Final Countdown“ schallte über den Hamburger Rathausmarkt, als noch ein Athlet auf die Zielgerade einbog.

Halb gehend, halb laufend kam er auf das Ziel zu. Es waren nur noch wenige Sekunden bis zum Cutoff. 10 m vor der Ziellinie erlitt er einen Krampf und konnte nicht mehr richtig weiterlaufen. Das Publikum war außer sich, Leute aus dem Ziel liefen auf ihn zu, um ihn noch irgendwie ins Ziel zu pushen. Mit letzter Kraft hat es der Athlet noch ins Ziel geschafft: 15:50:03 … 3 Sekunden zu langsam laut Reglement. Ein Nervenkrimi wie ich ihn selten erlebt habe.

Trotz der verpassten Zeit ist dieser Athlet für mich ein absoluter Gewinner!

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Kommentare

  1. Geil, Ironman verdient und verdient und der Helfer freut sich, helfen zu dürfen. Wollte gerade die Mitteldistanz in Kraichgau anmelden aber bei 357 Euro Startgebühr hackt es doch gewaltig und dem Helfern wird ein nicht passendes Schlabbershirt „geschenkt“. Habe selber schon geholfen aber sowas geht gar nicht.

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