Dieses Jahr ist sicherlich für viele von uns ein besonderes Jahr. Da aktuell nur sehr wenige Straßenwettkämpfe stattfinden, habe ich mich spontan für den Mayrhofen Ultraks im schönen Zilltertal in Österreich angemeldet.
Ich habe einen Reise- & Wettkampfbericht zu meinem 30 Kilometer Trailrun durch die Berge für dich geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Einfach mal machen
Eine kleine Gruppe der Tide Runners Hamburg hatte sich schon vor Monaten für den Ultraks in Mayrhofen angemeldet. Jana und ich hatten Urlaub, jedoch auf Grund von Corona noch nichts geplant und so kurzerhand entschlossen, dass wir in die Berge möchten.
Wer mir schon länger folgt, der weiß, dass wir erst einen Lauf raussuchen und anschließend unseren Urlaub um dieses Event herum planen.
Der Mayrhofen Ultraks bietet Strecken in folgenden unterschiedlichen Längen an:
- Sprint – 7 Km mit 350 Höhenmetern
- Short – 14 Km mit 900 Höhenmetern
- Middle – 30 Km mit 2.000 Höhenmetern
- Long – 50 Km mit 3.200 Höhenmetern
Zum Zeitpunkt der Anmeldung hatte ich mir nicht so richtig Gedanken über die tatsächlichen Streckenprofile gemacht. Doch die 30 Kilometer klangen für mich sehr verlockend und so habe ich mich, eine Woche vor dem Start, für die Middle Distanz angemeldet.
Anschließend musste relativ zügig noch die Anreise und Unterkunft organisiert werden.
Reise von Hamburg nach Mayrhofen
Aus Hamburg klingt die Reise mit dem Zug in die Berge immer wahnsinnig kompliziert. In der Realität fährt man mit dem ICE nach München und steigt dort in einen EC nach Jenbach um.
Von Jenbach geht es mit der kultigen Zillertalbahn weiter nach Mayrhofen (Endstation).
Die Zillertalbahn ist eine Schmalspurbahn und schon ein kleines Highlight.
Für die komplette Reise werden jedoch nicht einmal ca. 9,5 Stunden benötigt. Der Bahnhof in Mayrhofen ist direkt im Zentrum und es wird auch vor Ort nicht zwingend ein Auto benötigt, da alles fußläufig erreichbar ist.
Sich rechtzeitig um ein Bahnticket zu kümmern, ist hier zu empfehlen. Der Super Sparpreis Europa für die erste Klasse hätte ca. 100 € pro Person/ hin und zurück gekostet. Die zweite Klasse wäre dementsprechend noch günstiger.
Durch die Kurzfristigkeit war das Sparangebot für uns nicht mehr verfügbar. Inklusive BahnCard 25 haben wir 125 Euro pro Person (hin und zurück) für die zweite Klasse bezahlt. Ich empfehle außerdem eine Sitzplatzreservierung. Der EC ab München fährt nach Italien und war bei uns jeweils sehr voll.
Tipp: Bequeme Anreise mit dem Nachtzug
Einige aus unserer Gruppe sind mit dem Nightjet in 12,5 Stunden aus Hamburg direkt nach Jenbach gefahren. Der Nachtzug fährt um 20:12 in Hamburg-Altona los und kommt am nächsten Tag gegen 8:55 Uhr in Jenbach an. Die Sparpreise beginnen ab 26,90 € und stellen eine gute Alternative da.
Unterkunft: Ein wenig außerhalb schlafen
Die Suche nach einer Unterkunft ist problemlos über die bekannten Portale möglich und die Auswahl war auch noch ausreichend. Wir haben uns ein Zimmer im Hotel Apart-Garni Innerwiesn gebucht. Das Hotel liegt mit ca. 900 Metern ein wenig außerhalb vom Stadtzentrum entfernt.
Für uns jedoch kein Problem und wir haben somit für zwei Personen nur 342 Euro für 5 Übernachtung, inkl. Kurtaxe und Frühstück, gezahlt. Das Frühstück, inklusive tollem Ausblick auf Mayerhofen, ist reichhaltig und lecker gewesen.
Das Zimmer hat eine vernünftige Ausstattung und der moderne Sauna-Bereich inkl. Kneippbecken konnte kostenlos genutzt werden.
Das Frühstück gab es allerdings erst ab 7:30 Uhr und so freute ich mich am Wettkampftag, dass direkt auf der anderen Straßenseite ein kleiner Bäcker ist.
Das Personal war allerdings sehr nett und falls ich gefragt hätte, wäre sicherlich auch ein Frühstück um 6:30 Uhr möglich gewesen.
Mayrhofen Ultraks – Anreise & der Tag vor dem Rennen
Am Freitag sind wir morgens um 4:37 Uhr in Hamburg Altona losgefahren und um 13:59 Uhr in Mayrhofen angekommen.
Dementsprechend stand am Tag vor dem Rennen nicht mehr viel an. Wir habe in der Unterkunft eingecheckt und auf einem Spaziergang durch die Gemeinde die Startunterlagen abgeholt.
Natürlich durfte die erste Portion Kaiserschmarrn auf dem Rückweg zum Hotel nicht fehlen. Dies finde ich war ein tolles Abendessen vor einem Wettkampf.
Mayrhofen Ultraks – Hygeniekonzept
Damit die Veranstaltung in Zeiten von Corona überhaupt vorab genehmigt werden konnte, mussten einige Auflagen erfüllt werden. Daher ein paar Worte zu dem Hygienekonzept des Mayrhofen Ultraks.
Auf dem gesamten Veranstaltungsgelände (inkl. Startbereich) war das Tragen der Gesichtsmaske verpflichtend und auf der Strecke durfte nicht in größeren Gruppen gelaufen werden.
Beim Erreichen der Verpflegungsstationen müssten zunächst die Hände desinfiziert werden. Die Getränke durften nur durch die Helfer in einen eigen mitgebrachten Becher gefüllt werden und die Nahrungsmittel hinter Plexiglasscheiben mit Handschuhen überreicht werden. Einen Becher konnte man sich bei der Startunterlagenausgabe am Vortag für 5 Euro kaufen, oder aber einen eigenen mitnehmen.
Das Teilnehmerlimit wurde herabgesetzt und der Start fand in unterschiedlichen Wellen statt. Auch auf eine offizielle Siegerehrung wurde verzichtet.
Mayrhofen Ultraks – Strecke & Verpflegung
Ohne große Erwartungen hatte ich mich für den Ultraks angemeldet und das spiegelte sich auch in meiner Vorbereitung am Morgen wieder. Ich bin entspannt gegen 6:30 Uhr aufgestanden, habe mir zwei Brötchen geholt und gegen 7:15 Uhr habe ich mich zum Start aufgemacht. Die erste Startwelle wurde gegen 7:45 Uhr auf die Strecke geschickt.
Die Aufstellung im Startbereich fand ab 7:35 Uhr ohne große Aufregung statt und ein Großteil der Starter hatte auch den Mund-Nasen-Schutz getragen. Dieser konnte dann auf den ersten Metern nach dem Start abgenommen werden.
Die Strecken waren mit Hinweisschildern, orangen Fähnchen und orangen Pfeilen auf dem Boden gekennzeichnet.
Zu Beginn führte die Strecke ca. 2,5 Kilometer durch Mayrhofen. Anschließend folgte direkt ein 12 Kilometer knackiger Anstieg auf den Berg. Auch der folgende Downhill hatte es in sich. Abschließend ging es über ein welliges Profil zurück nach Mayrhofen.
Auf der Distanz von 30 Kilometern gab es insgesamt 4 Verpflegungsstationen. An diesen standen leckere Snacks und unterschiedliche Getränke zur Auswahl. Mein Highlight waren die Cranberry-Haferschnittchen.
Die vorgeschriebenen Handdesinfektionsmittel und Plexiglasscheiben waren vorhanden. Jedoch wurde das Reichen der Snacks bzw. Getränke durch die Helfer, bis auf an einer Versorgungsstation, aus meiner Sicht nicht ganz so genau genommen.
Mayrhofen Ultraks – Mein Start
Um 8:04 Uhr war es endlich soweit und die Startwelle E wurde auf die Strecke geschickt. Ich hatte mich in die erste Reihe einsortiert und war ziemlich motiviert.
Die ersten zwei Kilometer wurden von mir in einer flotten 4:30er Pace absolviert und eigentlich musste genau das passieren was ich vorab befürchtet hatte: ich habe eine Abbiegung übersehen.
Es gab zwar ein Hinweisschild, dass es in 50 Metern rechts abgeht – aber anscheinend waren die Helfer und ich noch am Schlafen. Etwas unsicher drosselte ich mein Tempo und wartete auf die nachfolgenden Läufer. Diese waren jedoch allesamt der festen Überzeugung, dass der Weg richtig sei.
Zum Glück hatte ich den Track auf meinem Smartphone dabei, sodass ich kurz nachschauen konnte. Ich habe dann meine 5-6 Mitläufer informiert, dass wir falsch sind. Leider wollten diese mir nicht so recht glauben und ich bin alleine umgedreht. Nach kurzer Zeit konnte ich wieder an meine Startwelle anschließen und hatte dann jedoch das gesamte Feld vor mir.
Mayrhofen Ultraks – Der Anstieg
Halleluja! Ich kann zwar die Anstiege der „Hamburger Berge“ gut laufen, aber die durchgehende Steigung war schon eine Ansage. Vorab hätte ich von mir behauptet, dass meine Grundfitness extrem gut war, aber die Anstiege auf der Strecke haben mich doch relativ schnell an mein Limit gebracht.
Der Puls auf meiner Uhr schellte schnell in die Höhe und bereits nach knapp 4 Kilometern konnte ich nicht mehr. Am Liebsten hätte ich an dieser Stelle schon das Rennen beendet, sagte mir aber immer wieder, dass so frühes Aufgeben keine Option sei.
Als weiteren Motivator habe ich die Komoot App mit dem Höhenprofil geöffnet. So konnte ich wenigstens nachverfolgen, wie lange die harten Anstiege noch gingen und wann es wieder etwas flacher wurde.
Nach knapp drei Stunden hatte ich endlich den höchsten Punkt der Strecke erreicht, war fertig und hatte absolut keine Lust mehr auf Anstiege.
Mayrhofen Ultraks – Der Downhill
Wirklich viel Kraft hatte ich wie gesagt nicht mehr und konnte daher auch nicht mehr wirklich die traumhaften Ausblicke genießen.
Ich freute mich auf die Abstiege und das Gefühl dem Ziel näher zu kommen. Im Nachhinein stellte sich diese Vorfreude jedoch als zu früh heraus, denn ich wusste tatsächlich nicht was mich streckentechnisch noch erwartete.
In meinem Kopf waren schöne breite Wege, auf denen ich es einfach nur laufen lassen konnte. Die ersten 700 Meter Downhill war dem auch so. Dann kam mir jedoch ein Läufer entgegen und meinte, dass hier nicht der Weg sei. Ich glaubte ihm natürlich sofort und drehte um.
Wir waren oben falsch abgebogen und es führte ein kleiner Trail des Hauptwegs den Berg hinunter. Ich war ein wenig frustriert mich erneut verlaufen zu haben. Die folgenden Höhenmeter zurück zur Strecke waren ziemlich anstrengend und die Abbiegung war, wie sich später herausstellte, für viele Teilnehmer schlecht zu sehen.
Die folgenden Downhills waren richtig toll, nur durch die fehlende Kraft war viel Konzentration und ein langsameres Tempo erforderlich. Dies führte zu noch mehr Anstrengung, denn durch das ständige Abbremsen kamen brennende Oberschenkel als Wehwehchen hinzu.
Ich wollte nur noch ankommen, habe diverse Male Pause gemacht und meine Cap zur Erfrischung in jede Wassertränke gehalten.
An der nächsten Verpflegungsstelle hatte mich Laura von den Tide Runners eingeholt und meinte zu mir: „Benni! Was machen wir hier? Marathon ist dagegen ja einfach. Ich bin völlig fertig und will nur noch ins Ziel.“
Ich musste ein wenig lachen. Die kalte Cola und das Treffen eines bekannten Gesichtes gaben mir neue Power und wir entschieden uns die nächsten Kilometer gemeinsam zu laufen. Obwohl wir gar nicht mehr konnten, haben wir tatsächlich noch den einen oder anderen überholt.
4 Kilometer vor dem Ziel trennten sich unsere Wege wieder. Ich hatte absolut keine Lust mehr und bin in den Power-Downhill-Modus verfallen.
Mayrhofen Ultraks – Das Finish
Als wir wieder Mayrhofen erreichten, waren es “nur noch“ 1,5 Kilometer bis zum Ziel. Mir war einfach nur noch schlecht und laufen wollte/konnte ich auch nicht mehr.
Die Restaurants links und rechts am Straßenrand auf dem letzten Kilometer waren gut gefüllt und vereinzelt jubelten einen sogar die Gäste zu. Was eine Motivation zum Endspurt und ich konnte mich somit wieder zum Laufen aufraffen.
Leider war die Einkaufsstraße nicht komplett für den Lauf gesperrt. Somit konnte es passieren, dass man ggf. verwirrten Fußgängern, Radfahrern oder Autos ausweichen musste.
Wenige Meter vor dem Ziel verlief die Strecke von der Haupstraße in eine Seitenstraße. Ein kleiner letzter Anstieg am Europacenter vorbei führte dann ins Ziel.
Ich wollte die letzten Meter vor dem Zieleinlauf gehen, aber die anderen Teilnehmenden und meine Crew ließen dies nicht zu!
Nach knapp 5 Stunden war ich endlich im Ziel angekommen und es gab die wohlverdiente Medaille.
Zur Erfrischung standen erneut diverse Getränke und Snack bereit. Ich musste mich jedoch erstmal eine Runde erholen.
Im Europacenter konnte man sich anschließend am Pasta- & Salatbuffet stärken.
Mayrhofen Ultraks – Fazit
Mayrhofen ist definitiv landschaftlich eine Reise wert und auch die Teilnahme am Mayrhofen Ultraks kann ich nur wärmstens empfehlen. Die Organisation war richtig gut und durch die limitierten Teilnehmerzahlen war es nicht wuselig, sondern eine sehr familiäre Veranstaltung.
Bei der Umsetzung des Hygienekonzepts muss jedoch aus meiner Sicht im nächsten Jahr noch ein wenig nachgebessert werden. Wie oben schon erwähnt, wurden an vielen Verpflegungspunkten die Snacks und Getränke selbst entnommen. Dazu waren auf meinem Abschnitt die Verpflegungspunkte trotz unterschiedlicher Startwellen relativ voll. Hier hätte man einfach die Tische weiter auseinander stellen können, damit es sich mehr verläuft. Die Verpflegung im Allgemeinen war jedoch top. Eine große Auswahl und alles sehr lecker, sowie frisch.
Für mich ein Punkt, der die Organisierenden und die Teilnehmenden gleichermaßen betrifft. Hier fehlt ggf. einfach die Erfahrung und Sensibilisierung. Es ist dennoch wie ich finde sehr lobenswert, dass sich die ausrichtenden Personen über solche Konzepte Gedanken machen und somit Sportveranstaltungen ermöglichen.
Mir hat es auf jeden Fall, trotz der Strapazen während des Laufes, richtig gut gefallen und ich spiele schon mit einer Anmeldung für das Jahr 2021!